Sovrano Militare Ordine di Malta - Delegazione di Bolzano - Alto Adige
Souveräner Malteser Ritterorden - Delegation Bozen - Südtirol
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Delegation Bozen Südtirol - Geschichte

Angelus con Benedetto XVI 2008 Bressanone

1. Delegat: Baillì Carl Baron Eyrl (1997-2015), zuvor Vizedelegat von Verona
2. Delegat: Hans-Christoph Baron Hohenbühel (ab 2015), Rezeptor des Großpriorates

1. Ordenskaplan: Bischof Prof. Dr. Karl Golser (+25.12.2016)
2. Ordenskaplan: Kan. Johannes Noisternigg (+20.07.2020)
3. Ordenskaplan: Domdekan Kan. Prof. Dr. Ulrich Fistill (ab 2016)

Seit dem 30. Jänner 1997 gibt es in Südtirol eine eigenständige Delegation des Großpriorates Venedig des Malteserordens mit Sitz in Bozen, der sich auch die Trentiner deutscher Muttersprache anschließen können.

1997: dem Orden wird die Kirche St. Johann im Dorfe in Bozen zur Mitbenützung zur Verfügung gestellt. Ein zweitägiger Erste-Hilfe-Kurs sollte die Ordensmitglieder auf ihre helfende Arbeit vorbereiten. 

1998: mehrtägiger Besuch des Großmeisters Frà Andrew Bertie (+2008), der heute als Diener Gottes Verehrung findet.
2007: Kardinalpatron Pio Laghi nimmt an der Fronleichnamsprozession in Bozen teil.
2008: Angelus-Gebet mit Papst Benedikt XVI. in Brixen (vgl. Foto)
Procuratore VE-Gran Maestro-Delegato BZ

2012: Die Delegation Bozen unternimmt gemeinsam mit den Familiaren des Deutschen Ordens eine Reise nach Malta zu den bedeutendsten Stätten des Wirkens des Malteserordens, aber auch auf den Spuren des hl. Paulus. 
2015: Großmeister und Fürst Frà Matthew Festing besucht anlässlich seines Staatsbesuches in Trient auch Bozen.
2016: "Jahr der Barmherzigkeit" mit Wallfahrt nach Monza. Gründung der Bischof-Karl-Golser-Stiftung zur Erforschung der atypischen Parkinson Krankheit. Carl-Philipp Baron Hohenbühel engagiert sich seither im Namen des Malteserordens und des Südtiroler Burgeninstituts für diese Stiftung. Delegat Hans-Christoph Baron Hohenbühel wird (Pro-)Rezeptor des Großpriorates Lombardei-Venetien (rechts im Bild mit dem damaligen Großmeister Frà Giacomo dalla Torre del Tempio di Sanguinetto und dem damaligen Prokurator Clemente conte Riva, links)
2017: der ehemalige Delegat Carl Baron Eyrl wird zum Bailli ernannt.
2018: Die Delegation Bozen gedenkt der 800-jährigen Präsenz des Ordens auf dem Gebiet des heutigen Südtirol resp. des historischen Tirol.

2019: Beginn eines regelmäßigen Wochenenddienst am Bozner Friedhof Oberau:  Gehschwache Personen werden mit einem Elektrofahrzeug am Haupteingang abgeholt und am 11 ha großen Friedhof zu den Gräbern ihrer Lieben gebracht.

2020: "Wie ein Geschenk vom Himmel" wird die Delegation Bozen im Nachlass der Maria Ausserhofer (gest. Bozen, 15.11.2020) mit einem Legat bedacht, das der Delegation mehr Möglichkeiten einräumt, im Sinne der Ordenscharismen zu wirken (rechtskräftig 2021).

Oktober 2021: Die Delegation bezieht ihren neuen Sitz im Palais Toggenburg, Runkelsteinerstr. 1a, in Bozen; Engagement während der Covid Pandemie.

2022-2024: Die Delegation bemüht sich mit verschiedenen Initiativen für die Linderung des Leids in der Ukraine. Es werden Hilfsgüter im Wert von über 100.000 € gesammelt und der Malteser Botschaft in Kiew übergeben.

 

1218 - 1996: Frühe Spuren des Malteserordens in Tirol

Schon das Spital in Jerusalem rief bei Zeitgenossen Bewunderung hervor, da bis zu 2.000 Kranke und Bedürftige beiderlei Geschlechts, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit versorgt wurden. Das Spital diente in erster Linie der ärztlichen und seelsorglichen Verpflegung und blieb auch nach der Eroberung Jerusalems durch Saldin 1187 Vorbild für alle weiteren Hauptspitäler der Johanniter in Akkon (1191–1291), auf Zypern und auf Rhodos (ab 1310). Auf Malta (1530–1798) trat aber neben der Versorgung auch der Aspekt der medizinischen Heilung in den Vordergrund. Aufrecht blieb das Selbstverständnis als Ritterorden in seiner noch heute von christlich-ritterlichen Idealen geprägten adeligen Tradition, die von einer auf den Nächsten ausgerichteten Haltung gekennzeichnet sein sollte.

Innerhalb der heutigen Diözesangrenzen von Bozen-Brixen ist eine Johanniterpräsenz im einst zum Bistum Chur zählenden Vinschgau belegt, wo der Orden zwei Spitäler führte, nämlich St. Johann in Müstair, das von Schwicker von Reichenberg vor den Mauern von Damiette (دمياط in Ägypten) im Juli 1218 dem Orden geschenkt wurde, und Kirche und Hospital von St. Medardus in Tarsch, das dem Orden von Graf Albert III. von Tirol bzw. von Bischof Berthold von Chur übergeben wurde. Beide Spitäler zählten zum Gebiet der Diözese Chur, waren aber dem Ordenspriorat von Venedig unterstellt. In beiden Hospizen haben sich Grabsteine von Malteserrittern (u.a. Frà Witibo) erhalten. 1998 stattete der Diener Gottes Fürst und Großmeister Fra' Andrew Bertie der Kirche von St. Johann einen Besuch ab. 2018 durfte der Malteserorden erstmals wieder eine hl. Messe in St. Johann in Taufers feiern und in St. Medardus auf Einladung des heutigen Besitzers eine Andacht abhalten. An diesem historischen Besuch nahmen auch Mitglieder des Malteserordens aus Tirol und Vorarlberg teil.
St. Johann in Taufers
Das alte zweigeschoßige und mit Malereien ausgestattete Hospitalgebäude der Johanniter in Taufers hat sich gut erhalten. An dieses schließt auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes eine Kirche an. Durch eine große Fensteröffnung konnten die Kranken der hl. Messe folgen. Bemerkenswert ist der östliche Einfluss in Architektur und Malerei (mit lateinischen und griechischen Kirchenvätern).
1259 wird "Chunrado provisori hospitalis in Tawfers ordinis Jherosolimitani" genannt. 1499 werden im Engadiner Krieg die Einkünfte des Hospizes zu St. Johann in Taufers zerstört. Sehr wahrscheinlich fallen auch manche Ordensritter. St. Medardus bleibt verschont. 1501 stirbt Frà Johann Stadler als Komtur zu St. Johann in Taufers. Sein Nachfolger war der Akolyt Johann Schenk. 1566 ist ein Lucius Annexius Komtur in St. Johann in Taufers. Ab 1566 gelangt das Hospiz in Privatbesitz. Möglicherweise bestand das Hospiz mit einem Komtur aber bis um 1630 weiter.
St. Medardus (später auch St. Nikolaus in Latsch und St. Antonius Abt bei Goldrain)
Bei Latsch im Vinschgau wurden den Johannitern zwischen 1218 und 1228 die Kirchen (bis 1808/11) St. Medardus in Tarsch und St. Nikolaus in Latsch (sowie wohl etwas später die Kirche St. Antonius im Weinberg oberhalb von Goldrain) verliehen. Ein dazugehöriges Spital bestand bis 1334, das Ordenshaus, bis 1772 Eremitage, zeigt wie die Sakristei noch immer das Wappen des Malteserordens. 1410-1415 ist Peter von Ulm Kustos von St. Medardus (ein möglicher Zusammenhang mit dem in Padua ausgebildeten und ab 1420 in Ulm wirkenden und bedeutenden Chirurgen Peter von Ulm ist dzt. nicht nachgewiesen). Ende des 18. Jahrhunderts wurde der napoleonische Fanatiker Heinrich Bissari (1760-1826) Komtur der Kommende der hll. Medardus und Nikolaus von Latsch (investiert vom Statthalter Fra ' Ottavio Benvenuti im Auftrag des Fürstgroßpriors Johann Baptist von Altieri). 1794/1802 übernahm Peter Verdros aus Latsch die Kommende, die dem Orden unter der bayerisch-französischen Regierung endgültig abhanden kam.

Weitere Spuren des Malteserordens in unserer Gegend

1224 XII 14 vermacht Agnes von Salurn, Tochter des Rupert von Salurn und Gemahlin des Nikolaus I. von Enn, dem Hospitalorden vom hl. Johannes zu Jerusalem 15 Pfund Berner für ihr Seelenheil.1228 VIII 14 überlässt Peter von Malosco, bischöflicher Vicedominus, dem Hospital des hl. Johannes 1/3 seines Hauses in Trient (domum meam muratam in Tridento). Der Großprior Frà Wilhelm von Voltabio (Wiltabio) verkauft es am 29. Mai 1233 an den Schwiegersohn des Erblassers Purcardino von Cagnò.

1492 und 1497 wird in Innichen Hans Heufler von Rasen und Hohenbühel als Ordensritter erwähnt. 1497 stirbt der Johanniter Freiherr Christoph von Wolkenstein auf Rhodos. Er war Domherr von Brixen und 1491 Pfarrer von Eppan. 1555 wird der Neffe des Hans Heufler von Rasen, Leonhard Kurz von Toblach, als Ordenskomtur und "miles Wormariensis" genannt. Aus Bozen stammte Christoph Sigmund Römer von Maretsch (+1571). Er war 1560 Komtur in Mailberg und gehörte dem Großpriorat Österreich an.

Der Tiroler – und hier vor allem der Trienter – Adel stellt immer wieder Ordensritter, die meisten gehören aber den Großprioraten Österreich oder Böhmen an. Es begegnen uns unter anderen: 

1604 Ferdinand Graf Trautson
1613 Frizzi aus Rovereto (vgl. Fenzo, 1783)
1684 Karl Philipp von der Pfalz war Malteserritter (1679–1684), 1712 Gubernator von Innerösterreich in Innsbruck, 1716–1742 Kurfürst
1702 der böhmische Großprior Franz Sigismund Graf Thun (1639–1702)
1704 Philipp Jakob Vintler, Malteserritter, gefallen in der Schlacht von Vercelli. 
1716 Joseph Imanuel und Innozenz Anton Grafen von Lichtenstein
1718 Gregor Killian Fischnaller, Soldat aus Brixen, stirbt am 22. 12. im Spital von Mantua und wird am dortigen Soldatenfriedhof bestattet (Mitt. d. Kaplans und Magistralritters Sac. Ord. Hieros. Carolus Bulgarinus aus Messina, DAB. HA II, 2971)
1724 Vigilius Basilius Graf Thun
St. Nikolaus in Latsch, bis 1811 zu St. Medardus in Tarsch und dem Malteserorden gehörig
1808 Freiherr Godfried Emanuel v. Andrian, Malteserritter und Kämmerer
1842 Paris Joseph Maria Graf Lodron-Laterano zu Nogaredo bei Rovereto (1772–1842)
1846 Johann Baptist Graf von Spaur 
1848 Karl Call von Rosenburg und Wiesenthein Freiherr von Kulmbach aus Eppan (1771-1848)
1862 Anton Ritter von Malfèr zu Auerheim ist Inhaber des Donatkreuzes des Malteserordens
1876 Robert Graf Terlago
1879–1905 Johann Baptist Graf Ceschi a Santa Croce, Großmeister
1905-1931 Galeas Graf von Thun, Großmeister
1912 Anton Graf Ceschi a Santa Croce

Kurzzeitig befand sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Schloss Ratzötz bei Brixen-Milland im Eigentum des Malteserordens.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zusehens mehr Südtiroler im Großpriorat Venedig aufgenommen, so 1950 Franz Joseph Graf Forni (1904–1992), 1966 Peter von Ehrenstein, 1968 Carl Baron Eyrl, 1971 Ladislao und Paolo de Laszloszky, 1983 Bernhard Baron Hohenbühel (im Bild rechts stehend, noch als Barelliere des Ordens in Loreto 1947), 1985 Georg Baron Di Pauli und Isabelle Baronin Eyrl, 1986 Carl-Philipp Baron Hohenbühel und Fritz Singer, 1987 Michl Ebner, 1989 Heinrich und Hans-Christoph Barone Hohenbühel, 1991 Enrico, Ferdinando und Ermanno de Ehrenstein, 1993 Clemens von Guggenberg und 1994 Alexander Baron Hohenbühel.

Die steigende Anzahl an Rittern nährte den Wunsch nach Eigenständigkeit und den vermehrten Gebrauch der eigenen Muttersprache. Seit dem 30. Jänner 1997 gibt es in Südtirol eine eigenständige Delegation des Großpriorates Venedig des Malteserordens mit Sitz in Bozen.


Quellen
  • Bündner Urkundenbuch, Bd. 2, Nr. 937
  • Franz Huter, Tiroler Urkundenbuch: - I/1. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus. 1. Band bis zum Jahre 1200. Innsbruck 1937.  - I/2. 1200-1230: Nr. 903*, 904 (St. Medarden, Glurnser Vertrag von 1228).  - I/3. 1231-1253: Nr. 1036 (Verleihung der Kirche in Schlanders 1235 an den Deutschen Orden) und Nr. 1162 (Verleihung eines Hofes in Latsch mit Tarscher Zeugen 1243: "de Taro") 
  • Archiv Churburg / Archivio Castel Coira
  • TLA, Kammerkopialbuch 308, fol. 360
  • DA Brixen, Konsistorialakten (zum Priorat St. Johann in Feldkirch, gegr. v. Hugo v. Montfort, 1218) und HA (Hofakten) Reihe II.
  • Staatsarchiv Padua, Commenda di Malta, Filza 15.

 

 Wichtigste Literatur
  • David Fliri, Ein Urkundenfund zum Johanniterhospiz St. Johann in Taufers, in: Tiroler Heimat 79/2015, 2015
  • Walter Landi, Haderburg. Die Feste an der Salurner Klause, Regensburg 2010
  • Klaus Militzer: Die Rolle der Spitäler bei den Ritterorden, in: Michael Matheus (Hrsg.): Funktions- und Strukturwandel spätmittelalterlicher Hospitäler im europäischen Vergleich. Alzeyer Kolloquium 1999 (=Geschichtliche Landeskunde, Band 56), Stuttgart 2005
  • Alexander von Hohenbühel, Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden, in: Brixner Theologisches Forum. Konferenz Blatt für Theologie und Seelsorge, Nr. 3/2006, 117. Jg., Bozen-Brixen 2006, S. 104-112.
  • Martin Mittermair, Bauforschung als Aspekt der Kunstwissenschaft. Romanische Sakralarchitektur in Tirol (Dissertation), Innsbruck 1999, S. 219-248
  • Heinz Noflatscher (Hg.), Der Deutsche Orden in Tirol (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 43), Marburg/Bozen 1991
  • Walter Schneider: Die Hospitäler im Raum Alt-Tirol. Probleme einer Pass- und Übergangsregion, in: Michael Matheus (Hrsg.): Funktions- und Strukturwandel spätmittelalterlicher Hospitäler im europäischen Vergleich. Alzeyer Kolloquium 1999 (=Geschichtliche Landeskunde, Band 56), Stuttgart 2005
  • Hermann Theiner, Ein Urbar der St. Medardus-Commenda des Maltheserordens 1726, in: Der Schlern 01/2019, Bozen 2019
  • Josef Weingartner, Die Kunstdenkmäler Südtirols, 7. Auflage, 2. Band, Bozen 1991