1218-2018: 800 Jahre Malteser in Südtirol - 800 anni Ordine di Malta in Alto Adige
Der ursprünglich als Johanniterorden bekannte Souveräne Malteserritterorden entstand schon bald nach 1048 aus einer Bruderschaft, die nahe der Hl.-Grabkirche in Jerusalem ein Pilgerhospiz betreute. Seine wachsende Bedeutung während der Kreuzzüge verschaffte ihm im 12. und 13. Jahrhundert tragende Aufgaben im Königreich Jerusalem und Besitz in Europa. Der 5. Kreuzzug führte auch Tiroler Adelige ins Heilige Land und nach Ägypten. Während der Belagerung von Damiette am Nildelta schenkte Schwicker von Reichenberg im Juli 1218 dem Johanniterorden das von diesem bereits betriebene Hospiz in Taufers im Münstertal. Etwa zur gleichen Zeit überließ auch Graf Albert III. von Tirol dem Orden Kirche und Hospiz von St. Medardus in Latsch. Diese Schenkungen gelten als früheste Zeugnisse einer Präsenz des Malteserordens in Südtirol und bilden die Grundlage der 800-Jahrfeier.
Unter der Leitung des Vizedelegaten Stefano Podini besuchte eine 20-köpfige Gruppe von Ordensmitgliedern aus Nord- und Südtirol die ehemalige Kommende St. Medardus. Der heutige Hofeigentümer Leo Gunsch begrüßte mit seiner Familie die Malteser und berichtete von einem Quellheiligtum, das sich an der Stelle der vom Johanniterorden ausgebauten Kirche befand. Der erstaunlich große Bau gibt noch Reste einer künstlerischen Ausstattung zu erkennen. Apostelkreuze in Form des achtspitzigen weißen Malteserkreuzes auf rotem Grund haben sich ebenso erhalten wie eine Grabplatte eines Ordenskomturs. Es war eine würdige Feierlichkeit im Raum, als die Ordensritter und -damen die gesungene Laudes beteten. St. Medardus zählte mit den Kirchen St. Nikolaus in Latsch und St. Antonius Abt im Weinberg bei Goldrain zu jenem Ordensbesitz, der 1808 von der bayerisch-französischen Regierung eingezogen wurde.
In einem Vortrag umriss der Historiker und Referent für Johannitische Studien, Alexander Baron Hohenbühel, die Ordensgeschichte von seiner Entstehung im Heiligen Land über seine Rolle im Mittelmeer auf Rhodos und Malta bis in die heutige Zeit. Dabei konnte er feststellen, dass es in allen acht Jahrhunderten etliche Tiroler gab, die sich dem Malteserorden und seinen Zielen, die Bewahrung des Glaubens und die Hilfe an Nächsten (tuitio fidei et obsequium pauperum), anschlossen. Mit der Gründung einer eigenständigen Delegation im Jahre 1997 geschieht dies vor allem im Rahmen von Krankenwallfahrten nach Lourdes und Loreto, aber auch in der Unterstützung der Hilfswerke des Ordens in 120 Ländern der Welt.
Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung von St. Johann in Taufers im Münstertal. Die hierzulande einzigartige, aber für die Malteser typische Verbindung von Hospiz und Kirche hat sich hier sehr gut erhalten. Die reiche Freskenausstattung wurde von der Kunsthistorikerin Karin Tschenett erklärt. Die Ordensregel des 12. Jahrhunderts sah vor, jedem Kranken die Beichte abzunehmen, ihm dann die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen. Der Ordensritter sollte dem Kranken wie einem weltlichen Herrn dienen, da er in ihm Christus erkenne. Es war wohl auch für die Pfarrgemeinde Taufers ein historisches Ereignis, dass Mitglieder des Malteserordens erstmals nach über 450 Jahren in dieser Kirche, die der Pfarre ansonsten als Leichenkapelle dient, eine hl. Messe feierten. Diese wurde vom Ordenskaplan und Brixner Domdekan Kanonikus Ulrich Fistill unter Beteiligung der Pfarrgemeinde sehr würdevoll gestaltet.
Abschließend lud die Gemeinde Taufers mit ihrer Bürgermeisterin Rosalinde Gunsch ins neu gestaltete Gemeindehaus. In einem Kurzreferat berichtete der Archivar David Fliri von seiner Entdeckung der Schenkungsurkunde von 1218 in Nürnberg. Er sprach vom Inhalt der Urkunde und vom Übergang des Hospizes von den Maltesern an die Grafen Hendl um 1566. Alexander Baron Hohenbühel erinnerte in seinen Dankesworten an den heute als „Diener Gottes“ verehrten 78. Großmeister des Souveränen Malteser Ritterordens, Frà Andrew Bertie. Dieser habe das ehemalige Hospiz in Taufers im Jahre 1998, vor zwanzig Jahren, ebenfalls besichtigt.